Storys - wie findet man eine "gute" ? - Beispiele und Anmerkungen

  • Schon Mozart beklagt sich um 1780, daß es "heutzutage" kaum mehr gute Libretti (Textbücher für Operninhalte) gäbe....


    Was sollen wir heute dazu sagen ?

    Es wurde bereits alles Interessante mehrfach verfilmt - mit immer berühmteren Schauspielern in immer besserer Technik, manchmal aber stark das Werk verfälschend - zum Haareraufen.

    Er gibt in der Tat - im Kurzfilmbereich - einiges. Aber wer schaut sich schon einen 20 Minuten dauernden Film an ?

    Allenfalls wird er auf Filmfestivals gezeigt, wo eine (relativ) kleine Gruppe von "Kennern" den Film lobt - oder sich über ihn hermacht.

    Hier spielt nicht nur die Güte des jeweiligen Films eine Rolle - sondern WER ihn gedreht hat - und wie stark der betreffende Filmemacher in die "Community" integriert ist.

    Aber wie dem auch sei - von einer breiteren Öffentlichkeit werden diese Filme nicht wahrgenommen.

    Immigration, Feminismus, Multikulti, Studentenkultur, Armut, Rassismus, Faschismus, Sozale Spannungen - das ist nicht meine Welt.

    aber dazu später.


    Was versteht ihr unter einee "guten Story" - was unter einem Guten Film ?


    Und wie erreicht man sie - Dazu später einige Ideen und Einschränkungen....

    Und auch ein wenig über meinen gerade fertigen Film - allerdings eben nur ein wenig - und allgemein.


    mfg aus Wien

    Alfred

  • Bevor ich näheres über Storys schreibe und wie ich sie zu entwickeln versuche (eine IMO sehr eigenartige Methode - aber auch so mancher Profi verwendet ähnliche Techniken oder muß sie einsetzen.) ein allgemeines Statement:

    Es ist nicht sicher, aber ich hätte gern einen Krimi gedreht. Da fehlen aber etliche wichtige Voraussetzungen.

    Zum einen verfüge ich nicht über einen Fuhrpark von Polizeiautos (In Deutschland kann man sowas mieten, wobei das vermutlich sowieso für Amateure kaum leistbar sein dürfte) Zum anderen fehlen die "unheimlichen Schauplätze, wie sie in englischen Krimis dank vieler Bauwerke in diversen Ortschaften noch vorhanden sind.

    Da denkt man dann darüber nach, welche Requisiten (Handschellen, Uniformen, Folterinstrumente, Kellerlokale) man noch zusammenbringen könnte um einigermaßen glaubhaft rüberzukommen.

    Da kam mir die Idee eine Waffenattrappe, welche man auch in Nahaufnahme zeigen könnte, ohne den Gimmick als solchen zu erkennen zu erwerben.

    Allerdings zögerte ich auch hier, da man (seit meiner Kindheit) immerwieder von Unfällen las, wo ein "bester Freund" von seinem Schujlkameraden versehentlich erschossen wurde. "Aber mit einer Atrappe kann doch nichts passieren" - auch wenn ich das dachte, ein gewisser Zweifel blieb in mair - notabene, da ich lesen konnte, daß zahlreiche Atrappen, lediglich unrauchbar gemachte Originalwaffen seine, wo man Teile ausgebaut hatte. Wer weiß ???

    Meine Zweifel waren nicht wegzudenken, auch wenn ich mir dabei irgendwie überängstlich und lächerlich vorkam...Irgendwie war aber innerlich der Entschluß gereift, auf Revolver etc.. zu verzichten.

    Dann passierte der Unfall (?) am Set einer amerikanischen Filmproduktion, wo eine Kamerafrau zu Tode kam und der Regisseur verletzt wurde

    Damit ist meine Entscheidung gefallen - garantiert - keine Schusswaffen in meinen Filmen zu zeigen......!!!!

    Ich frage mich überhaupt, wie die Kamerafrau und der Regisseur betroffen sein könne - und nicht etwa ein weiterer Mitspieler (???)

    Denn abgesehen davon , daß die Waffe ausserhalb des Drehs nicht verwendet werden dar, so doch unter keinen Umständen in Richtung von Personen HINTER der Kamera (???) - immerhin ein MERKWÜRDIGER Unfall, der mit zu denken gibt....

    Schon fast wieder ein Stoff für einen eigenen Krimi...


    mfg aus Wien

    Alfred

  • Ob ich je einen Krimi drehen werde (wobei unser fertiggestellter Film durchaus solche Elemente enthält) das steht noch in den Sternen. Aber ich habe jetzt Vorbilder gefunden, die in der Tat ohne ein Aufgebot von Polizeiautos auskommen - und trotzdem überzeugend sind. Krimis müssen ja nicht unbedingt durch die undurchschaubare Handlung überzeugen, oder durch ein gruseliges Ambiente, Situationskomik und ironische Sichtweisen der Welt sind auch nicht zu verachtende Ingredenzien.

    Ich klebe nicht in der Idee unbedingt einen Krimi zu drehen. Schön wärs natürlich schon.

    Aus diesem Grunde habe ich mir einige meiner Lieblingssehrien hergenommen und sie analysisert. Dabei habe ich unheimlich viel gelernt: Nachahmenswertes und abschreckenden, wobei ma da ruhig etwas strenger sein darf, als beim Amateurfilm (oder wer sich ander Bezeichnung stösst - "Indi"-Film) weil dort die finanziellen und zeitlichen Möglichkeitn wesentlich größer sind. Auch ich sehe, wenn eine Szene nicht absolut nach meinen Wünschen geglückt ist, aber es ist nicht immer möglich sie mehrfach zu widerholen, wenn man weiß daß man nur noch 3 Stunden Drehzeit hat und ein Ersatztermin in frühestens 5 Wochen - wenn überhaupt - möglich wäre. Beim Amateurfilm fehlt vor allem der Kitt der üblicherweise alles zusammenhält: Das Geld. Darüber andernorts mehr.

    Im nächsten Beitrag schreibe ich über Techniken, die es IMO überhaupt erst möglich machen mit Amateuren zu drehen....


    mfg aus Wien

    Alfred

  • Der Profi hats hier einfach: Er sucht sich eine interessante Story.

    Ist sie bereits so alt, daß der eigentliche Autor 70 Jahre tot ist, so ist sie frei von Urheberrechten und man kann sie verwenden. Schlimmstenfalls verändert man die schauplätze und die Zeit. fügt etwas dazu oder nimmt etwas weg.

    Oder man lässt eine Geschichte schreiben - oder schreibt sie selber.

    Alles ist logisch durchkonstruiert - vom Anfang bis zum Ende. Man hat als zahlungskräftige Filmproduktion jegliche Menge Auswahl an Darstellern, reist der schönen Schauplätze wegen um die halbe Welt. Darüber hinaus dreht man im Studio oder lässt sich fehlende Schauplätze rendern - in 3 D Animation.

    All das - oder zumindest das meiste davon - ist für den Amateur (und oft auch für den Indi Filmer) nicht realisierbar.

    Man muss auf Locations unterschiedlicher Güte ausweichen (und froh sein, daß man sie hat) und man muß das Drehbuch af die Darsteller zuschneiden und gegebenenfalls ändern - wenn einer überraschend ausfällt. Generell ist es schwierig die Darsteller zusammenzubringen, denn sie haben in der Regel ja einen Beruf.

    Bei meinem letzten Film war ich besonders schlau: Ich suchte Darsteller mit Freizeit unter der Woche. Damit hatte ich das leigige "Wochenend-Problem" im Griff. Was ich nicht bedacht hatte, war, daß diese Darsteller an unterschiedlichen Tagen der Woche Freizeit haben und daß das Probleme mit sich bringt, die Wochenend-Freizeitler mit den Unter der Woche Freizeitlern auf einen Nenner zu bringen. Das funktioniert gelegentlich - alle paar Wochen. Da darf dann niemand krank werden oder "von der Familie" beansprucht werden.

    Geht das überhaupt ? - Ja das geht - mit Einschränkungen

    Das Drehbuch ist darauf einzurichten, daß niemals alle Darsteller gleichzeitig am Set sein müssen, den mit jedem zusätzlich GLEICHZEITIG benötigten Darsteller steigt dich Gefahr, daß einer am Drehtag verhindert ist. (Das Problem gibt es - in anderer Form auch beim professionellen Film - aber hier übt das Geld in Fotm von Gagen und Konventionalstrafen doch einen gewissen Druck aus.

    Ich habe beim abgelaufenen Film das Drehbuch so eingerichtet, daß es aus Episoden besteht, die zwar eine fortlaufende Handlung ergeben, aber, wo es (theoretisch) möglich ist ein oder zwei Module ausfallen zu lassen, ohne, daß die Handlung davon beeinträchtigt wird. (wir können das bein professionellen Film in der Form sehen, daß gelegentlich eine Szenenfolge vor der Veröffentlichung rausgeschnitten wird, entweder um die Spieldauer zu reduzieren oder um moralisch oder politisch nicht genehme Szenenfolgen zu entfernen.

    Sowas nimmt aber dem Film immer etewas von seiner Substanz oder ändert den Schwerpunkt. Umgekehrt können aber auch Szenen "in letzter Minute" eingefügt werden, was dem Film zwar "Farbe" verleihen kann, aber oft die Spieldauer ins Unendliche verlängern kann.

    Im Endefekt will der "Macher" des Films aber soch Ausfälle vermeiden. Wir waren 2 Mal zurz davor - aber ich habe dann doch durchgesetzt, daß die entsprechenden Sequenzen gedreht werden, was allerdings eine Verspätung bis zur Fertigstellung von einem Jahr mit sich brachte.


    Denn nicht jeder geistesblitzige Kunstkniff entpjuppt sich als ein solche:

    Um die Termine optimal anpassen zu könne, habe ich auf die chronologische Reihenfolge des Ablaufs verzichtet.

    Das funktioniert einigermaßen, wenn man die Drehtermine in kurzer Reihenfolge aufeinander gestalten kann.


    Aber die Bäume wechseln ihre Farben: vom zarten gelblichen Grün des Frühlings, über den satten leicht blaugrpnen des Sommers bis hin zu den ersten Farbtupfern des Herbstes - all das ergibt Probleme, die ich erst im Laufe der Dreharbeiten wahrgenommen habe.


    Verschärft wurde das durch die Tatsache, daß ich drei wichtige Innenszenen bei glühender Hitze im Innenraum gemacht habe, statt den Sommer zu nutzen.

    Das war aber aus zwei Gründen notwendig. Zum einen musste das Set immer neu ein gerichtet werden, und ich wollte sehen wie das aussieht. Hätte die erste Szene nicht geklappt , dann hätte ich gar nicht erst weiter gedreht...


    Es hat sich herausgestellt,m daß ich lieber im "Studio" drehe als im Freien" wo die Akustik durch Wind, Straßenbahnklingeln, Rettungsautos, bellende Hunde und vor allem quietschende Kinder verseucht ist. Da nützen auch die besten Spezialmikrophone nur bedingt.


    Wo keine Probleme waren, da hab ich mir welche gemacht: Nachtaufnahmen, Aufnahmen von einem Boot aus - hinüber auf ein zweites. Hier wurde extra eien Funstrecke angeschafft, wobei ich nicht wusste, ob die auf dem Wasser klaglos funktioniert (Sie tat es) Wir habenauch bei hoher Windstärke gedreht (RODE Windschutzkorb) und ich habe mich an Nachtaufnahmen im Freien gewagt. Dadurch bekam ich einigermaßen ansprechende Aufnahmen in den Kasten, die den Mangel an "Exotischem " ausgleichen sollten - und es auch getan haben.


    Mit diesen Erfahrungen bin ich eigigermaßen gerüstet - und ich kann mit einem gewissen Spielraum bei der Darstellung künftiger Inhalte rechnen.


    mfg aus Wien

    Alfred

  • Jetzt sind wir einenweiteren Schritt näher am Thema: den Inhalten.

    Die sind meist sehr eng mit den Locations verknüpft, insbesondere mit der optischen Wirkung derselben. Das ist eine echte Herausforderung.


    Aber es gibt hier Vorbilder. Solche die man als als solche sehen kann und solche wo man sich sagt: So dilettantisch könnte ich dieses oder jenes Problem auch lösen - aber ich will es nicht.


    Man ist gut beraten zig Millionenschwere Blockbuster zu meiden, sondern sich andere - ebenfalls unerreichbare Vorbilder - zu nehmen, wo man sich Detaillösungen abkupfern - oder zumindest davon inspirieren lassen kann.


    Während die meisten Filme eine fertige ausgeklügelte Story verfilmen, und die passenden Darsteller und Locations und Darsteller suchen, mache ich es genau umgekehrt.

    Ich suche mir wirkungsvolle Szenenfolgen und Locations und bastle ein loses Inhalts- Gerüst daraus. Dann sehe ich, welch Darsteller ich auftreiben kann - und wie ich sie in das Konzept einbaue. Ich gestehe, daß ich im abgelaufenen Film VIER Rollen mehrfach umbesetzen musste (allerdngs noch bevor eine Szene damit gedreht wurde) was teilweise signifikante Änderungen im Handlungsablauf , oder besser gesagt mit der Logik mit sich brachte. Und -nicht mein Verdienst, sondern Glück - diese Veränderungen stets der Logik der Handlung und der Gesamtwirkung zum Vorteil gereichten. Vielleicht aber auch deshalb, weil ich bei der erzwungenenÄnderung des Charakters der dargestellten Person mehr nachgedacht habe als bei der Erstniederschrift. (?)

    Es ist wahr, daß ich keine einzige Person, die dann später umbesetzt wurde, je am Set hatte - aber es war so, daß ich plötzlich - während wir schon am Film arbeiteten - für gewisse Rollen noch überhaupt keinen Darsteller hatte. Das ist ungemein belastend - aber letzlich habe ich die Rollen besetzen können - und zwar exzellent.

    Dazu kam, daß ich - oft gerade dadurch - Feinheiten in die Story einbauen konnte, die sie logischer und authenitscher machte.

    Das entspricht teilweise dem rrealen Leben, wo man ja auch immer wieder gezwungen ist, den Verlauf seines Lebens an unerwartete Ereignisse anzupassen - siehe Corona Krise.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Was mir persönlich besonders wichtig erscheint, das ist nicht "das große Ganze" sondern das Detail - die Pointe, der einzelne Lacher - oder Spannungsmoment die Wirkung, der Effekt. Bevor nun der große Aufschrei erfolgt muss ich natürlich erklären wie das gemeint ist.

    "Romeo und Julia" ist ja nicht nur ein Drama von William Shakespeare, der Stoff ist uralt und gehr wahrscheinlich (?) sogar auf eine wahre Begebenheit zurück.

    Die Geschichte ist vom Kern her in einem Satz erzählt. Zwei Kinder aus verfeindeten Häusern verlieben sich ineineander - aber die Lovestory geht letal aus.

    Das wurde hunderte Male imitiert, bearbeitet und verfenert. IMO machen hier die Details die Würze aus.

    Shaespeare - und die anderen Erzähler dieses Stoffes - wusste genau worauf es ankommt um die Geschichte interessant zu machen.

    Zum einen mussten die Protagonisten JUNG, SCHÖN, und ADELIG sein. Die Charakterzüge , Eigenschaften der Nebendarsteller sind es, die die Handlung zum letalen Ende bringen. Letzteres ist für die Wirkung ses Stückes auch wichtig - ein amerikanisches "Happy End" würde das Werk entwerten.

    Da wurde so zielmlich alles eingesetzt, was das Publikum zu Shakespeares Zeiten - und eigentlich bis heute - glühen lassen konnte.

    Einen besonderen unterschwelligen Reiz macht die Tatsache aus, daß es sich hier um zwei "elitäre" - zugleich aber anmutige und zerbrechliche Charaktäre handelt die da dem Tode geweiht sind und die als "Projektionsfiguren" unglücklich verliebter Paare immer wieder dienen konnten.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten ist es hier nicht eine "einseitige Liebe", wo ein Teil die Liebe des anderen nicht erwähnt und so in den Selbstmord treibt, sondern eine die von beiden Seiten her glüht und gerade deshalb deren Leben zerstört.


    LG

    aus Wien

    Alfred

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