Krimiserie: Agatha Christie

  • Als die Corona Krise begann und ich - als einer der wenigen - vorhersah, daß das lange dauern könne, da habe ich durchaus in Betracht gezogen dieses Ende nicht mehr zu erleben - oder dann bereits so gebrechlich oder demotiviert zu sein, daß es zu einem weiteren Film gar nicht kommen könne. ÄIn einem Energieanfall habe ich aber beschlossen "Vorarbeiten" zu leisten, die darin bestünden mir weiteres Fachwissen sowie Kniffe von professionellen Produktionen abzuschauen und in zukünftige Projekte - soweit erforderlich und möglich in modifizierter Form einzubauen.


    Die Verfilmungen von Agatha Christie boten hier einen guten Ersteinstieg - wenn man weiss welche Problem die Drehbuchautoren hatten und die Besetzungsschwierigkeiten etc.

    Von all dem merkt der Zuschauer natürlich nichts. Ich selbst hatte ähnliche Probleme, wie die Agatha Christie macher. Ein Jahr nach Veröffentlichung meines Films werde ich (wahrscheinlich)

    veröffentlichen, welche Probleme (über die bereits geschilderten hinaus !!) es gab, welche Änderungen vorgenommen werden mussten - und welche Auswirkungen das hatte. Ich kann das leider noch nicht jetzt beschreiben, weil ich sonst einige "Geheimnisse" des Films verraten würde - und das möchte ich nicht.


    Im Falle von Agatha Christie bin ich natürlich nicht in die feinsten Geheimnisse eingeweiht, aber einie Dinge von Bedetung sind mir durchaus bekannt,


    Beginnen wir mit Problem Nr 1:

    Die Bücher von Agatha Christie eignen sich eigentlich nicht gut zum Verfilmen !!!
    Wie denn das ?


    Es gibt sooo viele Verfilmungen !!

    Das gelang erst, als man sich über einige Dinge im Klaren war, bzw einig war.

    Ich beziehe mich in erster Linie auf die "Miss Marple" Verfilmungen (Poirot bekommt eventuell einen Anhang)


    Was ist so schwierig an den Marple Verfilmungen ?


    Zunächst, daß nirgendwo festgelegt wird WANN die Filme eigentlich spielen.

    Agatha Christie begann mit ihren Agatha Christie Romanen um 1930 und sie schrieb (eigenlich nur) 12 Stück davon, dazu einige Kurzgeschichten

    Es ist nun relativ schwer, festzustellen WANN die Filme eigentlich spielen, denn Agatha Christies Romane sind "zeitlos"

    Hätte sie länger gelebt, so hätte sie Farbe bekennen müssen. Fernsehen kann man in Filmen "wegblenden", Telefon ist schon schwieriger - aber Internet und Smartphon beinahe unmöglich.

    Ich glaube man hat sich in Falle von miss Marple in etwa auf die frühen 50er Jahre geeinigt.

    Das zweite Problem, war die Machart der Roman. Wer nur die Filme - egal welche Serie und Besetzung - gesehen hat, der wird davon nicht bemerken.

    Die Romane sind psychologisch aufgebaut, gelegentlich wird geschrieben, was jemand denkt - auch der Mörder - aber das Wichtigste wird natürlich weggelassen.

    Die Hauptfigur, Miss Marple wird als zierliche unauffällige ale Jungfer beschrieben mit weissem Haar zu einem Knoten gebunden.

    Sie sitzt vorzugsweise im Lehnstuhl und srick, gibt aber ihre Gedanken - beispielsweise der Polizei - weiter.

    Sowas gibt natürlich nicht viel her in einem Film - zumindest sahen das einige Produzenten so - und sie liessen sich dazu einiges einfallen.....


    mfg aus Wien

    Alfred



  • Ja sie liessen sich bei den ersten Miss Marple Filmen eine ganze Menge einfallen


    Wenn man bedenkt daß es nur diese 4 Filme waren (zwischen 1961 und 1964 entstanden), die über einen langen Zeitraum die Vorstellungen von der Figur der Miss Marple prägten !!

    Aber es war alles ein Fake !!!


    Der Wachsblumenstrauß

    Vier Frauen und ein Mord

    16 Uhr 50 ab Paddington

    Mörder ahoi!


    Die ersten drei Filme waren "ziemlich frei nach den Büchern von Agatha Christie" gestaltet.

    der vierte, "Mörder ahoi" basierte NICHT auf einem Roman von Agatha Christie, lediglich einige Begebenehiten aus Erzählungen wurden mit eingebaut, und natürlich die Figur der Miss Marple.


    Aber auch diese Miss Marple hatte in allen 4 Folgen nichts mit der Romanfigur zu tun - weder vom ausehen her - noch von der Action.

    Sehr zum Mißfallen der Autorin. Sie äusserte sich abfällig über Rutherford, die die Person total entstellte.

    Jedoch - als man ihr vorrechnete wieviel an Tantiemen sie aus diesen Filmen bekam, versöhnte sie sich mit der Schauspielerin, sie wurden Freunde und Agatha Christi schrieb sogar einen Roman für die Rutherford ("Mord im Spiegel") aber es kam nie zu einer Verfilmung mit ihr.

    an stelle einer zierlichen Miss Marple, die während des Strickens über diverse Morde nachdachte und auf diese Weise den Weg zum Mörder wies, war Rutherfords Darstellung völlig unterschiedlich: Eine etwas stärkere resolute Person, stets aktiv und immer mittendrin im Geschehen.Und immer im Clinch mit der Polizei, weil stets schlauer als der jeweilige Inspektor. Eine komische, lästige Alte - und noch dazu gescheit und erfolgreich.

    Ihr zur Seite steht ih Freund, Mr Stringer, der für sie Dinge Auskundschaftet, etc..

    Diese Figur gibt es in den Romanen überhaupt nicht !!

    Es handelt sich dabei um den englischen Schauspieler Stringer Davis, der im realen Leben der Ehemann der Rutherford war.

    Es war Rutherfords Bedingung, daß er eine Rolle in diesen Filme bekäme - und so schrieb man ihm eben eine.....


    Das Wissen um all diese Vorgänge und Eigenarten hat mir ungemein geholfen, wenn ich in meinem Film etwas umschreiben oder umarrangieren musste.


    Eines Tage stand ich vor einer anscheinend unlösbaren Aufgabe. Es schien, al könnt eine bestimmte Stelle nicht zu Ende gedreht werden (wird derzeit nicht verraten)

    Das Team war genauso fassungslos wie ich - und mir war zum Heulen zumute.

    Ich beherrschte mich indes und fragte mich: "kommen solche Situationen auch im professionellen Film vor ?" ich konnt das bejahen

    "und - können sie das Problem lösen? - dort geht es um viel Geld" ich musste das wieder für michbejahen

    "Dann wirst Du das Problem ebenfalls lösen" - und 10 Minuten später begann der Dreh !!!


    Wichtig ist in diesem Zusammenhang, daß im Falle der Rutherford Verfilmungen nicht nur Probleme gelöst wurden - die Filme waren zudem überaus erfolgreich...


    Interessant, wie in späteren Tagen Agatha Christie Filme gemacht wurden, mit teilweise völlig anderem Schwerpunkt....


    Hier konnte ich lernen, daß verschiedene Darsteller einem Charakter eine völlig anderes Gepräge geben können - ohne das die Handlung oder die Wirkung beschädigt wird.

    Das Erfinden von Stories ist eine Sache - das Umschreiben und anpassen - eine andere......


    mfg aus Wien

    Alfred

  • Man hat hier EINIGE Probleme gelöst - wenngleich nicht im Sinne der Autorin.

    Es gibt hier im Intgernet zahlreiche Filme und Interviews sowie Statements zu Agatha Christies Bücher und Verflmungen

    Eines davon hat mich sehr zum Lachen gereizt - und zugleich nachdenkich gemacht:

    "Es ist natürlich klar, daß keine Verfilmung ja sich mit den Filmen der großartigen Margret Rutherford messen kann - und je können wird"

    EINES der Proble der Bücher ist, daß sie zwar spannend und intellektuell gemacht sind - aber bei korrekter Verfilmung ausgesprochen trocken wirken.

    Da ist keine Action drin.

    Die hat man eingebaut. Miss Marple begit sich auf Spurensuche - unter teils ABENTEUERLICHEN Bedingung - im Buch finden wir diese Szenen nicht.

    Und - fast noch wichtiger - die Filme haben HUMOR. Ebenfalls in den Romanen nicht vorhanden.

    Humor in Kriminalfilmen ist in den letzten Jahren in Mode gekommen. Wenn Engländer das machen ist es perfekt.

    Deutsche - wenn sich nicht Loriot heissen - sind hier eher weniger begabt - ich denke hier an Eddie Arendt in den Edgar Wallace Filmen - da war manches nur peinlich, plump und aufgelegt. Lag aber eher an der Rolle, als am Schauspieler.

    Was habe ich nun davon, wenn ich solche Filme analysiere - diesen Level erreicht man als Amateur- oder Miniproduzent sowieso nicht.

    Das mag sein - aber EINIGE Kniffe kann man sich schon abschauen.

    UND - man sieht immer wieder Fehler, die man an sich nicht gemacht hätte - aber immer wieder vorkommen - und scheinbar toleriert werden - das macht einiges einfacher - und billiger. Im nächsten Beitrag werde ich mich mit weiteren Agatha Christie Verfilmungen befassen und irgendwann dann DOCH Hercule Poirot Geschichten einbeziehen....

  • Meiner Auffassung nach gibt es EINIGE Möglichkeiten, eine Geschichte für den Film zu adaptieren, wobei man natürlich oft Abstriche machen muss - vorzugsweise als Amateur

    Im Laufe der Jahrzehnte fallen mir da zahlreiche Möglichkeiten ein.

    Man hat Geschichtem durch markante und interessante Lokations aufgemotzt, durch Erotik oder Sex, durch gruselige Situationen, durch hervorragende Kameraführung, Farbgebung, Breitwandformat, Humor und überzeugende Dialoge, Musik, und sogar Geräusche....


    Bei den Rutherford Marple Filmen setze man auf "unheimliche Szenen", Humor, Schrulligkeit der Hauptdarstellerin und den Charm von Englischen Ortschaften der spätem 40er und 50er Jahre...


    Weil wir bei der Güte von Filmstorys sind:



    Der Wachsblumenstrauß - eigentlich eine umgearbeitete Hercule Poirot Gschichte !!!!

    Vier Frauen und ein Mord - ebenfalls eine umgearbeitete Hercule Poirot Gschichte !!!!
    16 Uhr 50 ab Paddington

    Mörder ahoi! - überhaupt nicht von Agatha Christie. Lediglich die Figur der Miss Marple wurde übernommen und umfunktioniert....


    Was habe ICH daraus gelernt ? Dass eine Geschichte auch stark verändert werden kann und trotzdem beim Publikum ankommen kann - so man es gekonnte macht...


    mfg aus Wien

    Alfred

  • Und NOCH etwas ist interessant für mich:

    Ich erwäge - sehr diffus - einen Krimi zu drehen - oder einen Untgerhaltungsfilm mit leichtem "Krimi-Einschlag"

    Im Falle der gelben Rose ist mir das - eigentlich zufällig - gelungen - oder besser gesgat: Es hat sich etwas ergeben, das ich ausnützt - Da war der Fil schon zu etwa drei Viertel fertiggestellt. Ich musst nicht am Ende "anhängen - obwohl ich das zusätzlich noch gemacht habe, sondern ich konnte . da der Film nicht in chronologischer Reihenfolge aufgenommen wurde, auch zwischendurch Dinge einflicken, die den Film "logischer" machten und "Missing Links" zukitteteten.... Plötzlich passer alles - und Ungereimtheiten wurden beseitigt. Zudem bekam der Film mehr "Substanz", war weniger belanglos...


    Sowas gelingt EINMAL - aber man kann sich nicht darauf verlassen. Die Frage war und ist: Kann man einen Krimi drehen, OHNE daß ein reisiges Aufgebot an Polizeiautos und Polizisten auftritt, ohne Großraumbüros der Polizei ? Ist die Alternative "Privatdetektiv" heut noch glaubwürdig und realisierbar ?


    Die Miss Marple -Filme scheinen das zu bestätigen.


    Die nächste Seria an Marple Filmen wurde mit joan Hickson gedrehrt. Sie war eigentlich die ideale Darstellerin der Rolle. Schon in dern 40er Jahren äusserte sich Agatha Christie ihr gegenüber, nachdem sie sie in einem Ihrer Theaterstücke gesehen habe dahingehend, daß sie hoff, daß sie dereinst ihre Miss Marple in einem Fil spiel würde. Das passierte, aber Agatha Christie hat das nicht mehr erlebt. Auch Queen Elisabeth II soll Hickson als ideale Verkörperung der Rolle gesehen haben.

    Der Serie (sie spielte in 12 Filmen (die aus Gründern der Fernseproduktion aufgeteilt wurden) fehlte indes der hinzugefügte Humor und die Action.

    Zudem war sie zwar in Farbe gedreht, aber noch im niedrigauflösenden und 3:4 Bildformat.

    Eigentlich wollte sie 1989 aufhören, wurde dann aber überzeugt bei den beiden noch fehlenden Filmen doch noch mitzuspielen.

    Von der Kritik wurde gelobt, daß das Drehbuch sich authentisch an das Original hielt und, daß auf Kunstkniffe verzichtet wurde die Person interessanter zu machen...


    Sie wurde dann (vermutlich weil inzwischen das hochauflösende Fernsehen kam) durch eine weitere Serie ersetzt, wo Geraldine MC Ewan Miss Marple darstellte. Sie mag ihre Sache gut gemacht haben - aber ich fand sie vom Typ her nicht so überzeugend wie Hitchinson. Im Gegensatz du dieser konnte sie aus gesundheitlichen Günden nicht alle geplanten Filme drehen. Daher wurde für die Staffeln 4-6 Julia McKenzie verpflichtet. (2008-2013)

    Ich sehe es als Nachteil, wenn eine Serie mit einer anderen Darstellerin fortgesetzt wird.

    Ausserdem hat man sich bei dieser Serie wieder für mehr Abweichungen vom Original entschieden....

    Die Staffeln 4 mit McKenzie habe ich bislang noch nicht gesehen......


    Aber ich habe gelernt - auch dann von den Poirot-Folgen, daß man Krimis - und zwar spannende auch ohne riesiges Politeiaufgebot drehen kann.

    Während ich hier kurz mit Poirot weitermache werde ich mit einer weiteren Serie starten - nicht wie geplant mit "inspector Barnaby" - sondern mit "Miss Fishers mysteriöse Mordfälle, welche von der Machart für mich ganz besonders interessant ist. IMO wird da gemogelt was das Zeug hält und eine eher einfache Handlung geschickt aufgemöbelt....


    mfg aus Wien

    Alfred

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